Informationen und Geschichte
Der Verein Felbertauernsamer besteht seit 1991 und gehört zum Kulturerbe Mittersills, der Tauernregion und des Landes Salzburg. Ziel des Vereins ist das Wissen und die Kultur der Säumer aufrecht zu erhalten. Das Wort Säumer leitet sich von der Maßeinheit eines Saums ab, welches ca 150 kg beträgt und das ein Saumpferd inklusive Sattel tragen kann. Die Samer waren die Spediteure des Mittelalters und für den Warentransport vom Süden nach Norden bzw. umgekehrt verantwortlich. Vom Norden wurden vor allem Salz, Felle und Fleisch transportiert, vom Süden Wein, Südfrüchte, Samt, Seide und Gewürze. Die Säumer wurden immer von Kraxenträgern begleitet. Auf Überkopfkraxen wurden bis zu 80 kg getragen. Den Säumern schlossen sich (Vieh-)Händler, Pilger, Arbeitssuchende, Handwerker, Kaufleute und Cramars, Wanderhändler Oberitaliens, an. Neben dem Warentransport kam es zu wertvollen Kultur- und Wissenstransfers. Um das Wissen zum Thema Säumer und Saumhandel nachhaltig zu verankern, führt der Verein neben Ausrückungen in traditioneller Kleidung und Ausrüstung viele Aktivitäten durch. Mit der Säumerakademie Deutschland und der Landwirtschaftsschule Bruck werden Säumerkurse angeboten. Bei Schulprojekten mit der Mittelschule Mittersill wird das Wissen an die junge Generation weitergegeben. Neben Spiritualität steht bei der Wallfahrt „Auf den Spuren der Säumer“, welche vom Matreier Tauernhaus über den Felber Tauern bis nach Mittersill führt und alle zwei Jahre stattfindet, die Geschichte des Saumhandels im Fokus. Das Felberturmmuseum Mittersill hat das Schwerpunktthema Saumhandel und der Verein kooperiert eng mit dem Museum. Alle zwei Jahre findet ein internationales Säumertreffen mit Säumern aus Deutschland, Italien, Schweiz, Frankreich, Belgien und Österreich statt.
Der Felber Tauern ist ein seit prähistorischer Zeit genutzter Übergang am Alpenhauptkamm zwischen Mittersill und Matrei in Osttirol. Aufgrund der geringen Passhöhe von 2.481 m wurde er schon in der Mittelstein-, Bronze- und Römerzeit als einer der stärksten benutzten Alpenübergänge begangen. Die Tauernübergänge spielten für die wirtschaftliche Entwicklung Salzburgs im Mittelalter eine wichtige Rolle. Auf den Tauernübergängen war im gesamten Mittelalter kein Wagenverkehr, sondern nur Saumverkehr. Die Säumerei war ein wichtiger bäuerlicher Nebenerwerb, es profitierten auch die Orte Windisch-Matrei und Mittersill. Wichtigstes Handelsgut von Norden war Salz, von Süden „Venedigerware“ (Samt, Seide, Gewürze, Südfrüchte, Tabak) und insbesondere Wein. Es zogen Karawanen von 20 – 50 Pferden über den Tauern. Es schlossen sich Kaufleute, Weber, Handwerker, Jäterinnen, Postboten an. Auch Vieh wurde in größeren Partien getrieben.
Der Name Säumer leitet sich von der Bezeichnung Saum ab. Als Saum wurde die Menge an Gütern bezeichnet, die ein Tragetier transportieren konnte. Ein Roßsaum betrug ca. 150 kg. Als Tragtiere wurden Pinzgauer Noriker. Jedes Roß hatte zwei Lageln (längere Fäßer, vom lateinischen „lagena“ = Flasche) Wein oder Branntwein aufgeladen, die beiderseits am Saumsattel hingen. Aber auch andere Waren wurden aufgepackt wie z.B. Zirbenschüsseln, Decken, Golter, Teppiche aus Defereggen. Für den Salztransport wurde das Ross mit zwei Salzstöcken beladen, die Fuder genannt wurden. Im Schnitt legten die Saumrosse täglich etwa 35 km zurück. Durch den Ausbau der Saumwege auf niedrigeren Pässen zu Straßen und neuer geopolitischer Ordnungen kam der Saumverkehr zum Erliegen und hatte nur mehr regionale und lokale Bedeutung. Die Hohen Tauern stellen nicht nur Trennendes, sondern immer auch Verbindendes dar. Der Austausch zwischen Nord und Süd bildete die Grundlage für die wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung in Mitteleuropa. Speziell Mittersill hat von dieser Verbindung über den Felber Tauern im Laufe der Geschichte stets profitiert und konnte sich damit zu einem wirtschaftlichen und kulturellen Zentrum entwickeln.
